...verliefen sich im Wald....

Das Buch, an das ich mich aus meiner Kindheit erinnere

Seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken ueber die Rolle von Maerchen in der deutschen Kultur. Im Zusammenhang mit meinem Projekt erscheint mir das Maerchen von Haensel und Gretel und deren Martyrium im Hexenhaus ziemlich bedeutsam. Die erzwungene Migration der Geschwister aus deren Haus durch einen dunklen Wald, das erfolglose Unterfangen, Spuren aus Brotkruemeln herzustellen, die den Geschwistern den Weg nach Hause zeigen sollen und letztlich ihr verhaengnisvolles Treffen mit der Hexe in ihrem Lebkuchenhaus, zeigen sich in meinem Projekt. Das Maerchen macht uns auf unser Verstaendnis des Begriffs “daheim” aufmerksam, indem es versucht, das Gefuehl von Sicherheit, Vertrautheit, Schutz und ein Zuhause im Lebkuchenhaus zu erschaffen. Dies erweist sich jedoch als eine Fassade. Das Maerchen beginnt mit einer Beschreibung des Wortes "heimisch" oder "heimelig" und laesst den Zuhoerer am Schluss den tragischen Wandel von "heimelig" zu "unheimlich" erkennen. Noch eine weitere Anmerkung: es ist die Schwester, die am Schluss ihren Bruder aus der Hand der Hexe rettet, indem sie diese in den Ofen wirft.

un/heimlich

Die Kuenstlerin Lily Markiewicz beschaeftigt sich mit der Wirkung des Betrachtens von Kunst auf unser Unterbewusstsein. Versuchen wir spontan in unserem Unterbewusstsein, die anfaengliche Reaktion beim Betrachten eines Kunstwerkes zu rationalisieren, indem wir uns auf den emotionellen und aesthetischen Eindruck konzentrieren, den das Kunstwerk womoeglich auf uns hat? Koennen wir mit dem Gefuehl, die Kontrolle ueber unsere Emotionen zu verlieren, falls uns das Kunstwerk unheimlich oder irritierend vorkommt, besser umgehen, indem wir unsere Reaktion und die Aesthetik des Objekts schon im Voraus analysieren? Dies ist eine wissenschaftliche und deshalb eine Methode der Aufklaerung, mit Kunst umzugehen. Versuchen wir damit, Kunst und Wissenschaft zu versoehnen? Diese Fragen stelle ich unter anderem mit meinem Projekt, wobei ich auf das Gefuehl der Verwirrung und Kontrollosigkeit reagiere, das ich am Anfang meines Aufenthaltes in den USA meistens verspuerte. Ich machte Amerika mein neues Zuhause – manches verwirrt mich noch immer, aber die Momente der Konfusion sind sehr selten - aber auch wichtig. Ich bin mir bewusst, dass ich das Ausueben meiner Kunst nicht als einen Versuch ansehe, ein Zuhause fuer mich zu schaffen, aber ich weiss, dass die Zusammenarbeit mit mir bekannten als auch unbekannten Nuernbergern eine therapeutischen Auswirkung haben wird.

Ich bewundere den Enthusiasmus fuer mein Projekt, den meine Mutter an den Tag legt. Sie stellt Verbindungen mit Leuten her, die mir womoeglich hilfreich sein koennten. Wir haben noch nie so oft und so viel miteinander telefoniert….

Die Liste meiner Mitarbeiter bis jetzt - in Nuernberg: meine Mutter, Monika Lenzer, Michael Matthaeus Martha, Matthias Dachwald, Ute Little; in den USA: Kaycee Olsen in Los Angeles.

Postaustausch


Gehackte kandierte Chillischoten



Austauschwaren: meine Mutter schickt mir unter anderem Kopien von alten und neuen Fotografien und andere Information ueber den Hauptmarkt. Ich habe sie gebeten, mir ganz bestimmte Information zu senden, aber sie hat auch Buecher und Fotoalben von Freunden und Bekannten geborgt. Am Montag habe ich ihr ein ziemlich grosses Paket mit Pecannuessen, Cashews, Allspice (Gewuerz; schmeckt wie Zimt, Nelken, und Muskat), kandierten als auch getrockneten Pfefferschoten und eine Auswahl von selbstgebackenen Chillipfefferkuchen, die ich als Weihnachtsgeschenke getarnt habe, geschickt. Ich hoffe, das Paket wird an seinem Bestimmungsort ankommen…

Nachtrag am 29. Dez.: Paket kam an, mit allem, was ich eingepackt hatte.

Chillipfefferkuchenmischung (ah, das ist das Gute an der deutschen Sprache...)



Pflastersteinplaetzchenausstecher (diese ewig langen Woerter, die man in Deutsch erfinden kann....)


Ausstechformen fuer die Pflastersteine aus Chillipfefferkuchen in zwei Groessen. Ich frage mich, ob meine Konstruktion wohl als Ganzes in Nuernberg ankommt...

Das Rezept

Hier ist das Rezept, das ich fuer’s Backen der Chillipfefferkuchen benutze. Ich musste als erstes die deutschen Messeinheiten aus dem Kochbuch, das meine Mutter mir als Anleitung schickte, in amerikanische Einheiten konvertieren. Diese sind cups, teaspoons und tablespoons. Dann habe ich meine amerikanische Version des Rezeptes wieder in deutsche Masseinheiten umgewandelt und meiner Mutter als Anleitung geschickt.

Also: man nehme

1 Pfund Honig + 1/4 Honig extra, da ich ja keinen Zucker benutze
350 g gemahlene Nuesse: Pecans, Cashews, Walnuesse
115 g Butter
2 Eier
geriebene Schale jeweils einer ungespritzten Orange und Zitrone
400-500 g Maismehl: kommt auf die Grob-bzw. Feinheit des Mehls an
1/2 Essloeffel Allspice
1 Teeloeffel Vanille
gut 50 g ungesuesstes Kakaopulver
ca 1 Essloeffel Chillimischung

2 Essloeffel kandierte Chillischoten*

Den Honig mit der Butter zum Kochen bringen und die Mischung auf Raumtemperatur abkuehlen lassen. Alle Zutaten im Mixgeraet verruehren und in eine Schuessel mit Deckel fuellen. Den Teig an einem warmen Ort acht Tage stehen lassen (In Florida reicht’s in der Kueche, in New York und in Deutschland ist’s besser, ihn in den Ofen oder einen dichten Behaelter zu stellen). Mit viel Maismehl ausrollen und in Quadrate schneiden oder mit der Ausstechform Pfastersteine formen. Auf Backpapier bei 165 C ca. 15-20 Minuten backen. In einer dichten Dose oder Plastikschuessel koennen die Lebkuchen monatelang aufbewahrt werden.

*Die Stengel von den Pfefferschoten abschneiden und die Schoten dann der Laenge nach halbieren, die Samen entfernen und die Schoten in Streifen schneiden; zu gleichen Teilen Wasser und Zucker in einem Topf mischen, die Schoten dazugeben und das ganze eine Stunde lang koecheln lassen. Die Schoten aus dem Wasser nehmen und auf einem Backblech ca. 10 Minuten auf 200 Grad trocknen lassen. Uebrigens, der Sirup schmeckt ueber Eis oder Pfannkuchen; aber mit Vorsicht geniessen! Copyright: ice cream ireland

Tipp: die Pfefferschoten nur mit Gummihandschuhen anfassen.