Zwischen Kunst und Forschung

Zur Zeit wandern meine Gedanken oft zurueck nach Nuernberg, wobei ich versuche, den Verlauf meines Projekts "Fluestergewuerz" und die Reaktion meiner Kollaborateure, als auch die von unbeteiligten Besuchern des Hauptmarkts, zu erahnen. Der Begriff "daheim", mit dem sich die Malerin Judith Tucker, aber natuerlich auch Sigmund Freud in seiner Betrachtung ueber den Begriff "unheimlich" auseinandersetzt, spielt insofern eine Rolle, als dass sich mein Verstaendnis des Wortes irgendwo auf meinen Wanderwegen zwischen Europa und Amerika aufgeloest hat. Ich habe tatsaechlich nirgendwo das Gefuehl, "daheim" zu sein, wobei ich mich gleichzeitig nicht nach einer geografisch bestimmten Gegend sehne. Ich sehe kein Problem darin, meine eigene, persoenliche Geschichte zu erzaehlen, die an Deutschland, die Vereinigten Staaten oder an das Hin- und Herwandern zwischen den beiden Kulturen, gebunden ist. Meine Unabhaengigkeit von einer, oft mit nostalgischen Gefuehlen assoziierten, geografisch bestimmten Idee eines "Zuhauses" kann sicherlich unserer Moeglichkeit des freien, ungebundenen Reisens zugesprochen werden. Ich bin mir bewusst, dass ein Gefuehl der Sehnsucht nach "daheim" mit der Unmoeglichkeit, zu einem Ort des Erinnerns, der Kindheit und des Vertrautseins, zurueckzukehren, sich steigern wuerde. Dies ist eine positive Situation, die oftmals vergessen wird - Frustration waechst schnell, wenn Reisende wegen technischer oder wetterbedingter Probleme stunden- oder manchmal tagelang an einen Flughafen gefesselt sind. Fuer den Reisenden erscheint es selbstverstaendlich, dass eine Flugreise ohne Unterbrechungen und ohne Probleme von statten geht, denn das garantieren uns die Fluggesellschaften, sogar bevor wir unser Ticket kaufen. Wir fuehlen uns berechtigt in unserem Anspruch auf einen sorgenfreien und sicheren Ablauf unserer Reise. 

Zurueck zur Kunst: ich sehe meine Kunst nicht als Versuch, ein Gefuehl des Daheimseins zu etablieren, aber ich realisiere, dass das sich in Verbindung setzen mit bekannten und unbekannten Menschen in Nuernberg einen therapeutischen Effekt auf mich bewirkt. In diesem Sinn kann die aesthetische als auch psychologische Wirkung meines Projekts auf seine Zeugen (einschliesslich mich) als eine innere Migration zwischen Sicherheit und Ungewissheit, zwischen heimisch und unheimlich, betrachtet werden.
Die Erwaegung Nuernbergs als Ort meiner Kindheitserinnerung, aber auch die Rolle des Ortes als Motivation fuer meine freiwillige Auswanderung, faengt an, sich fuer mein Kunstmachen als ausschlaggebendes Element zu kristallisieren.